017 | Von der Kanzel zum Obstgarten: Der Oberlauringer Albrecht Eyring

Pastor und Pomologe: Wie ein Geistlicher die bayerische Kulturlandschaft veränderte
Der Pastor mit grünem Daumen - Albrecht Friedrich Eyring wurde am 19. Oktober 1844 in Oberlauringen geboren. Schon früh zeigte sich seine Leidenschaft für Theologie und Gottes Schöpfung – die Natur. Nach seiner Ausbildung war er als Stadtvikar und Religionslehrer am Realgymnasium Nürnberg tätig und betreute als Hausgeistlicher das Gefängnis Lichtenau. Ab 1877 wirkte er als Pfarrer in Lipprichhausen. Doch seine wahre Berufung fand er in der Verbindung von Seelsorge und Obstbau.
Frostige Zeiten und fruchtbare Ideen
Der strenge Winter 1879/80 brachte eine Katastrophe für die Obstbauern, als bei Eiseskälte Tausende Bäume erfroren. Eyring erkannte die Notwendigkeit eines nachhaltigen Anbaus. Als Pfarrer in Lipprichhausen initiierte er die Pflanzung neuer Obstbäume auf ungenutzten Flächen. Seine Begeisterung war ansteckend, und so gründete er am 1. Oktober 1883 den Obstbauverein Lipprichhausen – den ersten seiner Art in Bayern. Mit einer eigenen Baumschule versorgte der Verein die Mitglieder mit hochwertigem Pflanzmaterial und verdrängte damit die zuvor dominierenden fahrenden Händler, die oft minderwertige Ware anboten.
Wandern für Wissen
Eyring machte es sich zur Aufgabe, Wissen in sogenannten „Wanderversammlungen“ weiterzugeben. Er reiste durch die Region, hielt Vorträge und führte praktische Übungen zum Obstbau durch. Diese Veranstaltungen förderten den Austausch und die Weiterbildung der Landwirte. Dank seiner Initiative wurden in Triesdorf Baumwarte ausgebildet, Obstmuttergärten angelegt und ein Edelreiserdepot geschaffen.
Vom lokalen Engagement zum Landesverband
Am 9. Januar 1893 wurde auf Eyrings Initiative hin der mittelfränkische Kreisverband für Obst- und Gartenbau gegründet – der Grundstein für eine weitreichende Vernetzung. Man beschloss, die Vereinspublikation „Monatsblätter für Obstbau“ herauszugeben, um allen Mitgliedern stets die aktuellsten Informationen bereitzustellen. Am 20. November 1894 erfolgte in Nürnberg die Gründung des Bayerischen Landesverbandes für Obst- und Gartenbau, und das Monatsblatt entwickelte sich zum landesweiten Fachjournal. Die Idee fand viele begeisterte Unterstützerinnen und Unterstützer: Bereits im ersten Jahr schlossen sich 242 Vereine mit über 11.000 Mitgliedern an.
Um auch die nachwachsenden Generationen für den Obst- und Gartenbau zu begeistern, regte Eyring im zuständigen Ministerium an, dass Geistliche, Lehrer und Verwaltungsbeamte Obstbaukurse besuchten und ihr Wissen an die Jugend weitergaben. Ab 1895 war Eyring als Pfarrer in Herrnberchtheim tätig und gab den Vorsitz über Kreis- und Landesverband ab.
Ein Erbe, das weiter blüht
Die Idee des Obst- und Gartenbaus ist eng mit dem Heimatgedanken verwoben. Daher überrascht es nicht, dass sich Eyring auch für den Erhalt der Heimatgeschichte engagierte. 1913 war er Mitbegründer des Heimatmuseumsvereins Uffenheim und Umgebung, der 1914 das Heimatmuseum am Schnellerturm eröffnete. An seinem 70. Geburtstag im Oktober 1914 verlieh ihm die Gemeinde Herrnberchtheim die Ehrenbürgerwürde.
Nach seinem Tod am 24. September 1920 in Würzburg wurde er – seinem Wunsch entsprechend – in Herrnberchtheim beigesetzt.
Ein Vermächtnis in jedem Apfelbaum
Albrecht Eyrings Einfluss auf den bayerischen Obstbau wirkt bis heute nach. Durch seine Initiativen wurden unzählige Obstbäume gepflanzt, Vereine gegründet und das Wissen um den Obstbau verbreitet. Sein Engagement zeigt, wie eine einzelne Person mit Leidenschaft und Tatkraft eine ganze Region nachhaltig prägen kann. Heute, wenn wir in Bayern in einen saftigen Apfel beißen, sollten wir einen Moment innehalten und an den Pastor denken, der dies möglich gemacht hat.
Zur Erinnerung
Zu Ehren Albrecht Eyrings wurde am 20. September 2015 in Oberlauringen eine Gedenkstele enthüllt. Initiator war der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege e.V. Schweinfurt unter dem Kreisvorsitzenden Frank Bauer. Der Entwurf stammt vom Üchtelhausener Bildhauer Peter Vollert. Gefertigt wurde die Stele aus Schleeriether Sandstein, die Oberflächen sind nach Vorlage des Künstlers gestockt und gebeilt. Die Steinmetzarbeiten führte der Rundelshausener Steinmetz Manuel Katzenberger aus.
Bonus für besonders Interessierte: Das waren die Eingaben Eyrings
Bereits 1889 reichte Eyring seinen umfassenden Plan zur Förderung des Obstbaus in Bayern bei der Bayerischen Staatsregierung ein. Besonders bemerkenswert ist, dass er damals schon die nachhaltige Idee der systematischen Ausbildung, staatlichen Unterstützung und Einbindung von Schulen in den Obstbau hatte. Seine Vorschläge im Wortlaut:
Anlage eines Obstmuttergartens und einer Baumschule in jedem Landkreis
Ausbildung und Anstellung von Baumwärtern [den heutigen Kreisfachberatern], welche nicht allein die Pflege des Muttergartens und der Baumschule zu besorgen, sondern auch jährlich etliche Male sämtliche gemeindlichen Obstanlagen zu besuchen und die Behandlung derselben zu überwachen hätten
Aufsicht über die Verwendung der Schulgärten zum Obstbau und Verpflichtung der Lehrer zur praktischen Unterweisung der Jugend in den Grundzügen des Obstbaues
Ermunterung zur Gründung von Obstbauvereinen, Unterstützung derselben aus Staatsmitteln und Zusammenfassung derselben unter Kreiscomitees
Veranstaltungen von häufigen kleineren Obstausstellungen in den Bezirken
Aussetzung von Prämien für musterhaft hergestellte und gepflanzte Anlagen.