031 | Die Keltensiedlung auf dem Schwanberg
Durch das ebene Gipfelplateau und die auf drei Seiten steil abfallenden Hänge ist der Schwanberg seit Jahrtausenden ein Zufluchts- und Siedlungsort
des Menschen.
Die ersten Spuren von Menschen waren durchstreifende Jäger und auch die Anwesenheit eines Neandertalers bezeugen Funde. So gab es Bogenschaber, Klingenkratzer aus Kieselschiefer und Funde aus Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit (10.000 – 4.000 v. Chr.). Erste Befestigungsanlagen selbst waren schon in der „Hallstattzeit“ 750 – 450 v. Chr.
Um etwa 1.000 v. Chr. entstanden die Vorläufer der sogenannten Keltenschanzen. Die Reste dieser später erneuerten Wälle sind heute im Wald zu sehen, wo sie an zwei Schmalstellen die flachere Ostseite des Berges sicherten. Die „Wehrmauer“, der heutige „Keltenwall“ umfasste eine Länge von ca. 450 m. Der Hauptwall ist mindestens drei Entstehungsphasen zuzurechnen. Die älteste ist um die Zeit 1000 v. Chr. einzustufen. 1923 erfolgte ein Durchbruch durch den Wall. Rekonstruktionen zeigen, wie er zur Keltenzeit (Laténezeit) 400 v. Chr. ausgesehen haben könnte. (siehe Zeichnung Nr. 5 – V. Dungs)
In der Zeit vor Christi Geburt wurden hier in fieberhafter Eile und gefahrvoller Schwerarbeit Pfähle eingerammt, gewaltige Erdmassen aufgeschüttet, verdichtet und mit Steinen weiter befestigt. Diese Mühe mußten sich die Kelten damals an ihren Wohnsitzen öfters machen. Sie fühlten sich in ihren Städten bedroht und bauten sich Fliehburgen, so, wie es hier auf dem Schwanberg geschah. In unserer Gegend interessierten sich besonders die kriegerischen Germanenstämme für das keltische Hab und Gut. Man erkenn noch heute den Vorwall, den jetzt versumpften Graben und den trutzigen Rest der einst beschützenden „Mauer“ aus Holz, Erde und Steinen.
Ob ein keltisches Oppidum auch auf dem Plateau war, ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen. Vermuten kann man jedenfalls, dass die Kelten in einem größeren Siedlungsareal mit Häusern, Hütten und Werkstätten den Schwanberg bewohnten. So zeigen Satellitenaufnahmen Löcher für evtl. Pfostenbefestigungen in regelmäßige Abstände. (Fotos und eine Hauskonstruktion sind auf den Fotos 3+4 von V. Dungs zu sehen.) „Pingen“, Waldlöcher von 1 – 1,5 m tiefe zeugen von Abbau und brennen von Eisenerz. So fand man u.a. 51 vorgeschmiedete Schwertbarren, Erzklumpen und Schlacke, Ringgriffmesser oder Tüllenbeile. (Zwei weitere Fotos zeigen das gesamte Gebiet. Die eingezeichneten Wälle und den Verlauf der Befestigungen.)
In der Nähe des „Iphöfer Knucks“ sind noch Mauerreste von einer Burganlage aus der Merowinger Zeit gefunden worden. Was darauf hinweist, dass der Wall in mehreren Zeitabschnitten immer wieder für die jeweiligen Völker, Stämme oder Adelsherren genutzt wurde.
Text: Peter Hess – auf Grundlagen von Fr. Dr. Klein-Pfeuffer, Volker Dungs (Heimatforscher Iphofen), Graf Radulf zu Castell-Rüdenhausen
6. Aug. 2023