015 | Die Bibergauer Quellen
Die drei nahe beieinanderliegenden Bibergauer Quellen vereinigen sich oberhalb der Hellersmühle zu einem Bach. Sie waren schon seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil für Wasserversorgung der Orte Bibergau und Dettelbach. Der Bibergauer Mühlbach verläuft im Bibergauer Grund Richtung Dettelbach und betrieb dort einst fünf Mehlmühlen. Die Verwendung des Wassers und die Sauberhaltung des Baches führte in den vergangenen Jahrhunderten vermehrt zu Konflikten.
Aber nicht nur für den Mühlenbetrieb wurde das Wasser verwendet, sondern auch für die 1908 in Betrieb genommene Wasserleitung der Stadt Dettelbach. Bis in die 1990er Jahre wurde Dettelbach so mit Trinkwasser versorgt.
Für die Errichtung einer Wasserleitung für die Stadt Dettelbach wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene Möglichkeiten geprüft. Ein Gutachten vom 27. August 1903 sprach sich dann eindeutig für die Bibergauer Quellen aus. Dort heißt es: "Wir haben die 3 hier in Betracht kommenden Quellen einzeln gemessen – und zwar wiederholt! – ebenso die ganze Menge nach dem Zusammenfluß der Quellen, und haben – ich erlaube mir nochmal darauf aufmerksam zu machen: in der seit langen, langen Jahren wasserärmsten Zeit – ein Ergebnis erhalten, das zweifellos für Dettelbach ausreichen dürfte: wir haben nämlich im Durchschnitt 4,6 Sekundenliter erhalten."¹ Auch die Lage des Zusammenflusses der Bibergauer Quellen, etwa auf halbem Wege zwischen Bibergau und Dettelbach war geeignet, dass der natürliche Druck ausreichte, um das Wasser in die Dettelbacher Wohnungen zu befördern.
Zu klären war hier "nur" noch, ob die Stadt Dettelbach das Wasser der Bibergauer Quellen überhaupt für diese Zwecke nutzen durfte, denn die Müller entlang des Bibergauer Baches waren ebenfalls auf das Wasser angewiesen. Fünf Mühlen nutzten das Wasser des Baches für den Mühlenbetrieb und versorgten die Stadt Dettelbach mit Mehl und Brot. Von Ost nach West sind dies die Mühlen in der Kühngasse, die Scharnkenmühle, die Steigmühle (oder Heidnersmühle), die Doktorsmühle (oder Küffenmühle) und die Hellersmühle (oder Wüstenmühle). 1904 waren davon nur noch zwei in Betrieb.
Die Stadt Dettelbach beauftragte 1905 den Kgl. Justizrat Dr. Thaler herauszufinden, "ob den Müllern im Laufe der Zeit ein Recht auf das Wasser des von Bibergau herabfließenden Baches zum Betriebe ihrer Mühlen eingeräumt sei."² Durch dessen Nachforschungen vorhandener Quellen im Stadtarchiv können also die Besitzverhältnisse und Rechte der Mühlen am Bibergauer Bach un ddessen WAsser gut rekonstruiert werden.
Die Hellers- oder Wüstenmühle scheint die älteste Mühle entlang des Bibergauer Baches zu sein, denn 1548 wird sie auch als "alte Mühle" bezeichnet.³ Im 15. Jahrhundert waren die Grafen von Castell die Eigentümer der Mühle, bis sie diese Ende des 15. Jahrhunderts an Heinz Münzmeister von Kitzingen verkaufte. Als spätere Eigentümer der Hellersmühle ist das Spital zu Dettelbach und das Kitzinger Ursulinenkloster zu nennen. Für den Mühlbetrieb wurde die Mühle jeweils an einen Müller verpachtet bis die Hellersmühle am 2. Januar 1748 an Andreas Schamberger verkauft wurde. Seither befand sich die Mühle in Privatbesitz.⁴ Der Name "Hellersmühle" wird bereits in einen Steuerbuch 1591 verwendet, der Begriff "Wüstenmühle" findet sich bereits 1566. ⁵
Die Doktorsmühle wird erstmals 1465 als "Mühle a. d. Gumbertsacker" in einem Lehensbrief erwähnt. In einem Steuerbuch von 1624 erscheint sie als "Schulmeistersmühle" und 1672 findet sie als "Küffleinsmühle" Erwähnung. Der Name Doktorsmühle findet erstmals 1796 Erwähnung.⁶
1591 ist die Steigmühle erstmals erwähnt, allerdings ohne Namensnennung. Vor 1624 war sie im Besitz des Müllers Tobias Delheimb und wird 1646 nach der Flurlage "Steig" als Steigmühle bezeichnet. 1672 findet sich auch der Name "Lembleinsmühle". Heute ist das Gebäude als Heidnersmühle bekannt.⁷
Die Schrankenmühle ist von Dettelbach aus gesehen, die zweite Mühle gen Bibergau. Sie ist 1591 das erste Mal in den Quellen zu fassen. Der Name Schrankenmühle taucht 1645 derstmals auf.⁸
Auch die Kühngassenmühle, die Mühle in der Vorstadt, ist erstmals 1591 schriftlich zu fassen. Sie wird im Dreißigjährigen Krieg zerstört und wiederaufgebaut. 1777 ist sie als Dienenmühle bekannt und später auch als Strobels- oder Ebnersmühle.⁹
1548 war die Stadt Dettelbach Eigentümerin in der Hellersmühle und klagte beim Würzburger Fürstbischof gegen die Grafen von Frohnhofen die damaligen Dorfherren von Bibergau. Streitpunkt war, dass das Wasser des Bibergauer Baches wieder ungehindert auf die Mühle fließen sollte, so wie es von alters her war. Ein Schiedsrichter traf schließlich den Entscheid, woraufhin der Mühle das Recht eingeräumt wurde, dass Mühlwasser ungeschmältert zu nutzen und die Dorfherrschaft von Bibergau wurde verpflichtet, das Wasser in seinem alten Fluß zu belassen und nicht abzuleiten. ¹⁰
Ein großer Streitpunkt zwischen den Müllern und der Dorfherrschaft von Bibergau war es, dass der Mühlbach nicht sauber gehalten wurde und das Wasser von der Dorfherrschaft aber auch von Bibergauer Bürgern zum Wässern der anliegenden Wiesen abgeleitet und gestaut wurde. Das hatte zur Folge, dass den Mühlen das Wasser für den Mühlbetrieb fehlte und diese nicht genug Mehl zur Versorgung der Dettelbacher Bevölkerung mit Brot hatten. Auch waren die Müller durch das fehlende Wasser in ihrer Existenz bedroht. Die Streitigkeiten gingen sogar so weit, dass die Müller den Bibergauer Einwohnern den Bezug von Mehl und Brot verweigerten. Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu mehreren Klagen zwishcen den beiden Parteiien, die vom Würzburger Fürstbischof immer zu Gunsten der Müller entschieden wurden. ¹¹
Hierbei wird die enorme gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung der Mühlen in der frühen Neuzeit deutlich. Die Bevölkerung sowie die Obrigkeit waren auf das Mehl aus den Mühlen angewiesen. Fehlte den Müllern das Wasser, konnte diese kein Mehl mahlen, was einen Mangel an Brot mit sich brachte.
Wegen dieser alten Rechte der Mühlenbesitzer musste sich die Stadt Dettelbach zunächst mit den Müllern einigen, bevor die Wasserleitung errichtet und 1908 in Betrieb genommen werden konnten.
¹ StadtA Dettelbach , D-A/862/2, Schreiben des kgl. Bezirksamtes Kitzingen an die Stadtverwaltung vom 17.02.1904
² StadtA Dettelbach , D-A/862/2, Schreiben Dr. Thalers an die Stadtverwaltung vom 21.10.1905
³ Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, 1983, S. 149; auch Dr. Thaler erwähnt im Gutachten vom 21.10.1905 Prozessakten aus der Mitte des 16. Jhds., worinnen die alte Mühle, auch Wüstenmühle genannt beschrieben ist.
⁴ StadtA Dettelbach , D-A/862/2, wie bei 1.
⁵ StadtA Dettelbach , D-A/912/1.
⁶ Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, 1983, S. 149; StadtA Dettelbach, D-A/862/2 und D-A/923/2.
⁷ Ebd.
⁸
Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, 1983, S. 149.
⁹
Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, 1983, S. 149; StadtA Dettelbach, D-A/862/2 und D-A/923/2
¹⁰ Ebd.
¹¹ StadtA Dettelbach, D-A/862/2, Schreiben Dr. Thalers an die Stadtverwaltung vom 21.10.1905 und vom 27.10.1905
Autorin: Julia Müller-Halbleib M.A.
Die Verwendung des Wassers ddes Baches führte in der Gesellschaft oft zu ______________________.
Wie lange wurde Dettelbach mit Trinkwasser der Bibergauer Quellen versorgt?
bis heute
bis in die 1950er Jahre
bis in die 1990er Jahre
Was sprach vor allem für die Errichtung einer Wasserleitung in der Stadt?
der Mangel an anderen Möglichkeiten
die Lage des Zusammenflusses der Quellen
die herausragende Wasserqualität
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