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Mainbernheimer Waldgeschichten

Wenn der Mainbernheimer Wald erzählen könnte, so würde er sagen: „Die Kriegsjahre von 1939 bis 1945 waren die ruhelosesten und aufregendsten in meinem Leben, denn die Stille und Beschaulichkeit meines Daseins wurde durch das tägliche Getöse aufheulender Motoren und hektischen Treibens empfindlich gestört."

Veranlassung hierfür war der Mietvertrag mit dem Luftgaukommando in Nürnberg vom 12.09.1941, demzufolge rückwirkend zum 01.10.1939 ein 7 ha großes Waldstück an der Kreuzschlucht abgeholzt und als Bombenabwurf-Übungsplatz ausgewiesen wurde.


Erläuterunggen zur Wirtschaftskarte des Stadtwaldes von Mainbernheim:

Die 7 ha große Fläche des Bombenabwurfplatzes ist senkrecht schraffiert und stößt mit ihren Spitzen am Kreuzschluchtweg an. Die Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg mit dem Bahnhof verläuft am rechten Bildrand. Die Straße Mainbernheim-Michelfeld, an die auch das Waldstück "Am Viehtrieb" grenzt, ist am unteren Kartenrand eingezeichnet.


Die deutsche Luftwaffe nutzte das Gelände zur Ausbildung der Flugzeugbesatzungen im Bombezielwurf. Hauptsächlich angehörige der Sturzkampfbombern Ju 87 (Stuka) den Übungsplatz an. Der Sturzwinkel wurde von anfänglich 30 Grad bis zu 90 Grad immer steiler, die Sturzhöhe entfernte sich bis zu 6000 m von der Erde und bei einer Geschwindigkeit bis zu 750 km/h mußte der Pilot in 600 m Höhe die Maschine abfangen (=hochziehen). Aus den umliegenden Flugplätzen übten Maschinen der Typen JU 88, He 111 und Do 17 den horizontalen Bombenabwurf im Tiefflug.


Als Zielmarkierung war ein runder Betonkörper von 5 m Durchmesser metertief im Boden eingelassen. Die aus Beton gefertigten Übungsbomben waren 2,00 m lang, hatten einen Umfang von 1,30 m und 6 Aussparungen in denen flüssigkeitsgefüllte Glasröhrchen cingelassen waren. Die nach dem Aufschlag austretende Flüssigkeit erzeugte Rauchschwaden, damit die Beobachter auf dem am Platzrand stehenden Turm sich über die Treffgenauigkeit orientieren konnten.


Obwohl das Gelände durch Wachposten ringsum gesichert war, versuchte man auf "Schleichwegen" möglichst aus der Nähe das Geschehen zu beobachten und nach noch nicht zerbrochenen Glasröhrchen zu suchen. Man war sich der Gefahr nicht bewußt, die durch Bombenfehlwürfe, Notlandungen und Maschinenabstürze bestand. Jahrelang war die gewaltige Baumschneise "Am Viehtrieb" zu sehen, die durch einen der Abstürze verursacht wurde.

Eine JU 87 (Stuka) löst die Übungsbombe aus



Beim Absturz einer Maschine vom Typ JU 87 (Stuka) verlor die bulgarische Besatzung - ein 28jähriger Leutnant und ein 22jähriger Unteroffiziersanwärter - ihr Leben. Glimpflich verlief die Notlandung einer Maschine im Bereich der heutigen Wohnhäuser Wichert/Großmann. Der Besatzung gelang es, auf freiem Feld wieder zu starten.


Inzwischen sind 55 Jahre vergangen; die ältere Generation wird sich noch an diese Zeit erinnern, für die Jüngeren mag dieser Bericht eine Neuigkeit sein. Der Kahlschlag ist wieder mit Strauchwerk und Bäumen überwachsen. Geblieben sind die vielen Bombentrichter und der als Zielmarkierung geschaffene Betonklotz.


Das Übungsziel, ein runder Betonkörper von 5 m Ø zertrümmerte Betonbomben


Keine aufheulenden Motoren von stürzenden oder tieffliegenden Maschinen stören mehr den Waldfrieden und die Erholungssuchenden können in Ruhe ihren Sonntagsspaziergang unternehmen.




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