Wenn zur Zeit die Weinernte im Landkreis in vollem Gange ist, der Bremser die Besucher aus nah und fern anlockt, erinnert man sich, daß auch Mainbernheim, wie aus der Weinbaukarte ersichtllich ist, zu den Weinbauorten zählte.
1834 betrug die Weinbergsgröße ca. 90 ha, 1895 50 ha und 1955 noch 5,93 ha. Die Anbaugebiete lagen im Bereich der Schecksmühle, am Heßbergplatz und zwischen der Kath. Kirche und dem Dornberg an der Hoheimer Grenze.
1830 werden folgende Weinbergs-Flurnamen genannt: Im Barthel, im Bühl, im Dornberg, in der Eben, im Flößlein, im Gehren, in der Goldgrube, in der Herd, am Heßberg, im Kirchberg, im Mühlberg, im Neuenberg, in der Röthen, im Sand, im Schreiber, im Schulzen, im Seesteig, im Seißel, in der Stricken, im Stumpf, in der Traun, im Wolkenbrunnen und im Ziegenmesser.
Mit Beginn der Traubenreife setzte die Weinbergshut ein. Einem Bericht von 1846 zufolge, wurden die Weinberge in 4 Abschnitte eingeteilt. 8 Wächter, die mit Pistolen zum Starenschießen ausgerüstet waren, übernahmen die Weinbershut und bekamen hierfür 48 Kreuzer Lohn, während die 2 Aufseher 36 Kreuzer erhielten.
Zur Weinlese standen auch fremde Leserinnen, Buttenträger und Kalterknechte zur Verfügung. 1686 wird berichtet, daß eine Leserin aus Oberreichenbach am 30.10.1686 hier verstarb. Ein tragischer Unglücksfall ereignete sich an der Kalter. Das Töchterlein des Metzgermeisters Hans Michael Ühlein aus Mainbernheim fiel bei der Weinlese in die Bietkufe (Kelterkasten) und ertrank im Most.
Die Markgrafschaft von Ansbach deckte ihren Weinbedarf aus dem Gültwein (=Zins) und Zehntwein und ließ ihn in den Kellereien in Mainbernheim (Kellermühle), Marktsteft, Obernbreit, Segnitz, Sickershausen und Wiesenbronn einlagern und ausbauen.
Der Wein für das Würzburger Domkapitel wurde in der Würzburgischen Domkapitel-Kellerei (Anwesen Jochen Dürr) eingelagert.
Bevor die Ablieferung an die Hofkellerei in Ansbach erfolgte besorgten vereidigte Eicher, unter Zugrundelegung der örtlichen Weinmaße – in Mainbernheim galt das Mainbernheimer Eichmaß – die Abmessung der Weinfracht. Der Eichanstalt in Mainberheim oblag auch die Eichung der Fässer, Lesebutten, Kübel und Trinkgefäße in den Gastwirtschaften, sowie der Fuhrgefäße der Weinhändler.
Weinlese 1923 – Familie Hagelstein
Die Weinlese wurde mit dem sog. »Niederfall«, einer festlichen Mahlzeit zu der auch der Amtsmann, Bürgermeister, Stadtschreiber, Pfarrer und die zwei Ältesten aus dem Rat eingeladen waren, abgeschlos-
sen.
In Mainbernheim verzehrte man im Jahre 1518 nach 17 Lesetagen: 8 Pfd. Rindfleisch je 3 Pfg., 122 Pfd. Hammelfleisch je 4 alte Pfg., 16 Pfd. Kalbfleisch je 4 alte Pfg., 21 Pfd. Karpfen je 10 alte Pfg., 13 Pfd. Schweinefleisch je 4 Pfg., dazu 2 Kalbsköpfe, Hammelwurst, Fleckmagen, Lunge und Stockfisch. Daß der Mainbernheimer Wein mundete, beweist eine Notiz aus dem Jahre 1778. Beim Brand, der den Häcker Friedrich Senftleben betraf, wurden 4 Eimer und 17 Maß Wein getrunken. Bei weiteren Bränden in Sebastians Herbst'ens Scheuer und Peter Rügamer's Haus wurden 7 Eimerund 6 Maß verkonsumiert.
Auf einer Schützenscheibe aus dem Jahr 1911 ist zu lesen: Die Mainbernheimer priv. Schützengesellschaft erbittet sich vom liebenden Herr-Gott Feuer-Wein Anno 1811 denn der war, nach Aussage ihrer Voreltern, sehr fein.
Wo Wein wächst, sorgen die Weinhändler für Umsatz. Das sogenannte »Paulshaus«, zuvor als Gasthaus »Zur Krone« durch königliche Besuche bekannt, erhielt seinen Namen vom Weinhändler Jakob Paul. Er stammte aus Zeilitzheim und war verheiratet mit Katharina geb. Stöcker aus Das »Paulshaus« Rödelsee.
1928 verkaufte er sein Anwesen und verzog 1930 nach Mainz.
Das Paulshaus
Die Schützenscheibe aus dem Jahr 1910 wurde von dem jüdischen Weinhändler Liebenstein gegeben. Im gleichen Jahr verlagerte er sein Geschäft von Mainbernheim nach Mainz.
Schützenscheibe
1910 – Liebenstein
Ein Monument neben der Kanzel im Mainbernheimer Friedhof erinnert an die Weinhändler Johann Georg Stinzing und Georg Friedrich Stinzing, die nach Hamburg bzw. Lübeck verzogen und als wohlhabende Kaufleute für hilfsbedürftige Bürger ihrer »geliebten Vaterstadt Mainbernheim« eine Stiftung einrichteten.
Monument Stinzing
Um die Jahrhundertwende, als die Reblausgefahr zunahm, erlebte der Weinbau im Kitzinger Land einen Rückgang. 1902 fanden Reblaussucher in Fröhstockheim, Iphofen, Mainbernheim, Rödelsee und Sulzfeld Reblausherde. Ganze Weinbergslagen mußten deshalb gerodet werden. Darum fürchteten die Weingärtner die Suchkolonnen noch mehr als die Reblaus selbst. Nach ihrer Meinung ging von den Reblaussuchern die größte Gefahr aus. Die Chronikeintragungen aus jenen Jahren erzählen von dem Schrecken, den die Suchkolonnen verbreiteten.
1907 sind der unheilvollen Tätigkeit der Reblauskommission eine Anzahl der schönsten Weinberge in den Iphöfer, Mainbernheimer und Sickershäuser Lagen zum Opfer gefallen. Besonders in Mainbernheim und Sickershausen hat man den Weinbau fast ausgerottet. Erst 1914, als der 1. Weltkrieg begann, wurden die »Reblaussucher« vertrieben. Wörtlich ist zu lesen: »Vielleicht entwickeln sich nun unsere armen Träubchen in Ruhe«.
Mit der Flurbereinigung erlosch auch der Weinbau in Mainbernheim. Vereinzelt wurden beim Hausbau im Baugebiet Steinberg noch Rebstöcke gefunden. Der rückläufige Weinanbau wirkte sich auch auf das Büttnerhandwerk nachteilig aus. Noch heute erinnert die Büttnergasse an die eigenständige Büttnerzunft in Mainbernheim, in der im Jahr 1816 noch 11 Büttner zusammengeschlossen waren. Ferdinand Weigand war der letzte Büttner in Mainbernheim, der den Handwerksberuf noch bis zum Jahre 1963 ausübte.
Vieles aus der »guten alten Zeit« wie Weinbergshut und Laubenordnung gehören der Vergangenheit an. Was unsere Vorfahren noch nicht kannten sind die heutigen Weinfeste und die Krönung einer Weinkönigin.
(Quellennachweis: »Im Bannkreis des Schwanbergs<<, Repro: Kurt Kraus)
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